Urban Gardening macht Beerenhorstbecken schöner - Anwohnervorstoß für ein vergessenes Kleinod an Natur

„Urban Gardening“ oder ‚Urbaner Gartenbau‘ ist die meist kleinräumige, gärtnerische Nutzung städtischer Flächen innerhalb von Siedlungsgebieten oder in deren direktem Umfeld. Die nachhaltige Bewirtschaftung der gärtnerischen Kulturen, die umweltschonende Produktion und ein bewusster Konsum der landwirtschaftlichen Erzeugnisse stehen im Vordergrund. In den Augen von Johannes Hauenstein ist dies ein geeignetes Instrument, im sogenannten ‚Beerenhorstbecken‘ zwischen Scharnweber- und Beerenhorststrasse ein Kleinod an innerstädtischer Natur und öffentlichen Grün zu reanimieren. „Seit den frühen 1980ern beobachte ich, wie das Beerenhorstbecken vor meiner Haustür immer mehr an Aufenthaltsqualität verliert. An den Rändern dieser kleinen Grünanlage hatte man manchmal das Gefühl, eine Sperrmüllstation zu sein. Der Bezirk ist mit einer regelmäßigen Pflege überfordert. Nicht, weil er das nicht will, sondern weil es leider Zeitgenossen gibt, die den öffentlichen Raum in Windesseile vermüllen. Zusammen mit meinen Nachbarn habe ich dann angefangen, einen kleinen Teil der Fläche zu kultivieren.“ Unter ‚kultivieren‘ versteht Hauenstein aber nicht ‚exakt getrimmte‘ Rasenflächen. „Wir möchten unsere Begeisterung für die Vielfalt der heimischen Wildpflanzen weitergeben. Naturnahe und in unserer Gegend heimische Bepflanzungen sind eine lebenswichtige Oase für Käfer, Bienen und Schmetterlinge. Und mit der Vielfalt des Bewuchses schaffen wir im Prinzip noch einen kleinen Naturlehrpfad.“ Trittsichere Baumscheiben, kleine schriftliche Erläuterungen und auffällige Baumskulpturen komplettieren dann auch das Bild. 

Und ein weiterer Aspekt ist den Anwohnerinnen und Anwohnern am Beerenhorstbecken wichtig. „Wir wollen einen Beitrag zur Aufwertung dieses wunderschönen Teils von Reinickendorf leisten. Die Gegend hier ist sozial belastet. Das mag auch mit dem ehemaligen Flughafen Tegel in Zusammenhang gestanden haben, aber der ist ja nun geschlossen. Also wollen wir, dass es mit dem Wohngebiet hier wieder aufwärts geht!“beschreibt Nachbar Klaus Köpke die Motivation von mittlerweile rund 25 Anrainer-Haushalten, die kleine Flächen regelmäßig anlegen, pflegen und ausbauen. „Wir wollen die Menschen im Ortsteil, die verantwortliche Bezirksverwaltung und natürlich das örtliche Quartiersmanagement mit in unsere Aktivitäten einbinden. Vor allem junge Familien aber auch einige Bewohnerinnen und Bewohner des nahen Studierendenwohnheimes mischen bei uns mit. Diese Basis möchte ich verbreitern.“ sagt Johannes Hauenstein. Wer ihn kennt, ist darüber nicht verwundert. Er war lange Jahre in der Fluglärminitiative gegen den Betrieb des TXL aktiv, versteht also etwas vom Netzwerken. Als er vor knapp eineinhalb Jahren startete, holte er sich zunächst die Wahlkreisabgeordnete Emine Demirbüken-Wegner (CDU) mit ins Boot. Diese war es dann, die sich beim Bezirksamt Reinickendorf um Akzeptanz dieser Initiative bemühte. „Aufgrund meiner über 20-jährigen Verwaltungserfahrung weiß ich nur zu gut, wie die Amtsstrukturen ‚Nein!‘ wiehern können. Das sollte und soll hier nicht passieren. Also habe ich mich diesbezüglich eingebracht und werde mit allen meinen Kräften Herrn Hauenstein und seine Mitstreiter weiter unterstützen. Ich kämpfe seit Jahren um mehr öffentliche Würdigung ehrenamtlich arbeitender Personen, um mehr Unterstützung und Hilfen bei der Organisation der Arbeit sowie um die Verbesserung der Rahmenbedingungen durch die öffentliche Verwaltung. Das sollte im meinem Heimatbezirk dann wohl auch klappen. Es ist für mich eine Ehrensache, dabei sein zu können.

Urban Gardening macht Beerenhorstbecken schöner - Anwohnervorstoß für ein vergessenes Kleinod an Nat