Mit 101 Jahren alles schon erlebt

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„Es gibt keine Lebenslage, die man nicht schon erlebt hat.“ Mit diesen Worten fasst Horst Kosin sein Leben kurz und treffend zusammen - der Mann, der gestern (11.6.) seinen 101. Geburtstag feierte. Zu diesem besonderen Anlass kam Reinickendorfs Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner zu Besuch und überbrachte herzliche Glückwünsche im Namen des Bezirksamtes.

Tatsächlich blickt Horst Kosin nicht nur auf ein sehr langes und bewegtes Leben zurück, sondern auch auf unglaublich harte Lebensabschnitte. Schon früh, wahrscheinlich zu früh erlernte er den körperlich ungemein herausfordernden Beruf des Schmieds. Die negativen Folgen für seinen Rücken sollte er lebenslang spüren. Unmenschliches musste er zudem ertragen, als ihn nach dem Krieg die sowjetischen Besatzer für zwei Jahre als politischen Häftling nach Sachsenhausen verbannten. Zu offen für die kommunistischen Machthaber hatte er die damals entstehenden stalinistischen Machtstrukturen als Parallelen zu den Nazi-Methoden gegeißelt.

Geboren in einer Hugenottenfamilie und geflohen aus Westpommern, arbeitete Horst Kosin erst in Seddin auf einem Güterbahnhof. Seit 1971 wohnt er in Reinickendorf. Nachdem er sich zum Elektriker fortgebildet hatte, war er Chef des Reparaturteams im Heiz-Kraftwerk Reuter West. Dort erarbeitete er sich sogar zwei technische Patente, u.a. um teure Brenner mehrfach nutzen zu können. Bis heute, im hohen Alter, meistert Horst Kosin noch bewundernswert viele alltägliche Arbeiten selbstständig in seiner Wohnung.

Da seine Frau bereits verstorben ist und er keine Kinder hat, die ihn unterstützen könnten, sind gute, hilfsbereite Nachbarn, ein wahrer Segen. Ein treues Paar, das zwei Etagen unter dem Jubilar wohnt, kümmert sich wirklich rührend um den Senior. Jeden Morgen schaut die Frau, ob es ihm gut geht. Jeden Nachmittag treffen sie sich außerdem für mindestens zwei Stunden, um Karten zu spielen oder zu plaudern – über Fußball zum Beispiel. Das Wichtigste aber ist: die Geselligkeit! Zu den Freuden in Horst Kosins Leben gehörten sechs Dackel sowie Hobbys wie Bergsteigen, Kegeln und Tanzen. Und wie gesagt, er hat fast alles schon erlebt: Sogar zur See ist er gefahren!