„R-West wieder Unterwegs“!

Kiezspaziergang durch die denkmalgeschützten Industriebauten am Eichborndamm

Endlich war es soweit: Die Reinickendorf-West-Wahlkreisabgeordnete Emine Demirbüken-Wegner konnte wieder Ihre beliebte „R-West Unterwegs“-Aktion stattfinden lassen. Der Rundgang war ausgebucht, denn diesmal ging es auf das denkmalgeschützte Industriegelände am Eichborndamm, auf dem Herr Berghausen, Leiter des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs, die Gruppe in Empfang nahm. Dieses Gebiet, einst Dalldorfer Heide genannt, entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einem großen Gewerbegebiet und erlebte durch den damaligen Bau der Eisenbahn einen großen Aufschwung, der dann auch den Bau von Wohnquartieren nach sich zog.

 

Die Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) produzierten hier Waffenartikel aller Art, zum einen für den 1. Weltkrieg, nach dem Versailler Vertrag 1919 dann aber erstmal nur Kugellager und Haushaltsgeräte. Ende der 1920er Jahre, bedingt durch die Weltwirtschaftskrise, ging das Industriegelände in den Besitz der Fam. Quandt über.

Mit Beginn der Kriegsvorbereitungen durch die Nationalsozialisten wurde das Werk wieder für Waffenproduktionen genutzt. In Spitzenzeiten arbeiteten dort 38.000 Menschen auf diesem rd. 1 km langen Industriegewerbegebiet. Nach Kriegsende gab es tiefgreifende Veränderungen. Die Quandt Gruppe nannte die Firma nun Deutsche Waggon- und Maschinenfabrik und fertigte Personen- und Güterwaggons. Auch die U-Bahnzüge der Westberliner BVG wurden hier gebaut. Zeitweise war dort die Produktion des in den 1960er Jahren beliebten Schwimmwagens ‚Amphicar‘ beheimatet. Kühlschränke wurden ebenfalls gefertigt; dort, wo vorher die Mauserpistole hergestellt wurde.

Die Besuchergruppe setzte sich aus vielen, auch historisch interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammen, die zum größten Teil auch in der Nähe seit vielen Jahren wohnen, jedoch die Details zur Geschichte nicht kannten. So gab es viele Zwischenfragen, die Hr. Berghausen, der Historiker ist, präzise beantworten konnte. Ein Bürger kannte die Anlage auch noch aus einer Zeit, als er dort in den 1960er Jahren selbst berufstätig war.

Frau Demirbüken-Wegner stellte dann schließlich auch fest: „Es ist schon unglaublich, wieviel wir hier heute alle gelernt haben und was man einfach nicht weiß, obwohl man hier jahrelang vorbeigefahren ist!“. Sie beendete die Führung mit den historischen Worten „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“.

Von Hr. Berghausen verabschiedete sich die Gruppe sehr herzlich, und Demirbüken-Wegner ließ wissen: „Das war nicht die letzte Führung mit Ihnen in Reinickendorf!“, einem historisch so kundigen Leiter des Wirtschaftsarchivs, das auch auf diesem Gelände seinen Standort hat.